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Unsere Kulturen: Ackerbohne

Ackerbohne (Vicia faba)

Vor kurzem standen wir mit einer Besuchergruppe auf einem unserer Bionetz-Felder in Schaan und bestaunten ein für Liechtenstein ungewohntes Bild: hohe grüne Ackerbohnen (Vicia faba) mit schwarz-weiss gefleckten Blüten, umschwirrt von Hummeln. Bei dieser Feldbegehung wurde uns erklärt, dass sich die Ackerbohne hervorragend an die lokalen Bedingungen anpasst, aber in der Küche noch viel zu selten verwendet wird. Obwohl die Ackerbohne im Spätmittelalter in Liechtenstein zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln gehörte, wurde sie ab dem 18. Jh. vom Mais und der Kartoffeln verdrängt. Dieses Erlebnis ist Sinnbild für die Renaissance einer fast vergessenen Kulturpflanze in Liechtenstein.


Hülsenfrüchte

Die Ackerbohne gehört zur Familie der Hülsenfrüchte (Leguminosen). Sie gehen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein und können Luftstickstoff in den Wurzeln binden. Das verbessert die Fruchtfolge und spart Mineraldünger. Als Blütenpflanzen liefern sie Pollen und Nektar für Bestäuber und tragen zur Biodiversität bei. Im Bionetz werden seit 2022 verschiedene Hülsenfrüchte unter Liechtensteiner Bedingungen getestet, darunter Ackerbohne, Gelberbse, Linsen, Kichererbse, Lupinen und Soja. Neben Reinsaaten werden wo sinnvoll auch Mischkulturen mit Getreide erprobt, wobei die besten Ergebnisse mit Hafer erzielt werden.


Ackerbohnenblüge - Reinhard Gessl
Ackerbohnenblüge - Reinhard Gessl

Die Ackerbohne – kurz erklärt

Die Ackerbohne (auch Feld-, Puff-, Saubohne, auf Italienisch als Fava bekannt) ist eine robuste, tiefwurzelnde Leguminose. Die Körner sind proteinreich und ergänzen Getreide in der Ernährung ideal. Grössere Typen („Dicke Bohnen“) werden oft als Gemüse halb reif verzehrt, kleinkörnigere Typen werden vollreif geerntet und getrocknet. In Liechtenstein hat die Ackerbohne Tradition: archäologische Funde belegen sie bereits für die Bronzezeit. Lange Zeit war sie die wichtigste Hülsenfrucht im Anbau, musste dann der Kartoffel und der Gartenbohne weichen. Als Futterpflanze blieb sie weiterhin bekannt (daher der Begriff Saubohne), doch zum Essen braucht es passende Sorten. In den Bergregionen wurde die Ackerbohne bis in Höhen von 1500 m angebaut. Diese Tradition wurde von einigen Betrieben wieder aufgenommen, sie bauen in Bündner Bergtälern Bergkartoffeln und als Ergänzung dazu «Bergackerbohnen» für die Ernährung an. Das Saatgut stammt ursprünglich aus dem Wallis, einem traditionellen Schweizer Anbaugebiet, und wird von ProSpecieRara gefördert. Das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) hat ein laufendes Projekt, wo verschiedenen Sorten auch zu Speisezwecken getestet werden, den der Bedarf an pflanzlichen Proteinen für die Ernährung wächst und die Ackerbohne ist die am besten auf unseren Standort angepasste Hülsenfrucht.


Ackerbohnenfeld - Reinhard Gessl
Ackerbohnenfeld - Reinhard Gessl

Anbau in Liechtenstein – das Wichtigste

Der Anbau von Ackerbohnen ist als Sommer- und Winterkultur möglich, im Bionetz wurden schon beide Anbauformen getestet.

Standort: tiefgründige, kalkreiche Böden mit pH über 6 und guter Wasserspeicherung sind ideal. Solche Standorte finden sich im Rheintal häufig.

Klima und Wetter: Zur Blüte besteht hoher Wasserbedarf. Die frühe Saat nutzt Winterfeuchte und meidet auch Föhn bedingte Trockenphasen.

Fruchtfolge:  Mit einer Anbaupause von 5 bis 6 Jahren zu anderen Leguminosen wie die Erbse oder Bohne hat man den Schädlingsdruck im Griff.

Schädlinge: Die Schwarze Bohnenlaus befällt Triebspitzen, früh blühende Bestände sind daher im Vorteil. Der Ackerbohnenkäfer verursacht Bohrlöcher in den Körnern.

Ergebnisse im Bionetz: Seit 2022 zeigen Versuche stabile Bestände auf tiefgründigen Lagen. Frühe Saat und Wintertypen schneiden häufig besser ab.


Ackerbohnenschote - Reinhard Gessl
Ackerbohnenschote - Reinhard Gessl

Ackerbohnen in der Küche

Die getrockneten Kerne über Nacht einweichen, dann in frischem Wasser weich kochen. Frische, grüne Bohnenkerne kurz blanchieren und enthäuten, so werden sie besonders zart. Ackerbohnen passen in heimische und mediterrane Küche, von cremigen Dips bis zu schnellen Pastagerichten. Ein Vorrat an vorgekochten Bohnen im Tiefkühler erleichtert den Alltag und reduziert Food Waste. Das Kochwasser (Aquafaba (NICHT das Einweichwasser) kann als Eiweiss-Alternative genutzt werden und ist deshalb in der veganen Küche beliebt.

Ackerbohnen vor der Ernte - Reinhard Gessl
Ackerbohnen vor der Ernte - Reinhard Gessl

Alltagstipps

  • Vorkochen und einfrieren: Gekochte Bohnen in Portionen einfrieren. So entsteht im Handumdrehen Hummus, Ful oder ein schneller Salat.

  • Regional einkaufen: Bezug über Hofläden und regionale Partner ist möglich, die Übersicht auf der Ernährungsseite hilft bei der Suche.

  • Mehr Bohnen, weniger Tierisches: Passt zu den Empfehlungen für eine nachhaltige Ernährung mit höherem Hülsenfruchtanteil.

Kochwasser (Aquafaba) als Eiweiss-Alternative verwenden oder zur späteren Verwendung einfrieren.


Rezeptvorschläge



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Weiterführende Links:


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