Unsere Kernbotschaften
Der Begriff «Agrarökologie» kann vieles meinen oder einigen auch gar nichts sagen. Unser Verständnis der Agrarökologie und wie wir sie umsetzen, haben wir deshalb in den folgenden Kernbotschaften beschrieben:
Gutes Essen schafft gute Landwirtschaft. Gute Landwirtschaft schafft gutes Essen. Eine nachhaltige Landwirtschaft braucht eine nachhaltige Ernährung. Denn: je intensiver wir produzieren, das heisst je mehr Dünger, Pestizide, Antibiotika genutzt werden, um mit Hochleistungsrassen und Sorten zu arbeiten, umso mehr schädliche Umweltwirkungen gibt es: Treibhausgase, Überdüngung, Verlust der natürlichen Vielfalt. Wird jedoch weniger intensiv produziert, sinken nicht nur die schädlichen Umweltwirkungen, es sinken auch die Erträge. Das bedeutet, wenn wir von den Bauern fordern umweltverträglich zu produzieren, aber gleichzeitig so viele umweltschädliche Lebensmittel konsumieren und wegschmeissen, verlagern sich die Umweltwirkungen in andere Länder. Das wollen wir nicht. Also schauen wir lieber über den Tellerand und unterstützen durch unser Einkaufen und Essen die Liechtensteiner Bäuerinnen und Bauern bei einer ressourcenleichten, nachhaltigen Produktion.
Agrarökologie ist die gelebte Verbindung von nachhaltiger sozial-ökologischer Landwirtschaft und Ernährung. Sie ist ein entscheidender Pfeiler für eine nachhaltige Entwicklung (auch im Sinne der Welternährungsorganisation und der Vereinten Nationen). In Liechtenstein wollen wir Agrarökologie mit und durch den Verein Feldfreunde und dem Bionetz verwirklichen und wirken lassen.
Das Ackerland ist unsere wichtige Lebensgrundlage. Das Ackerland ist auch begrenzt und bedroht. Es soll sich in der Welt allerdings nicht in die letzten Naturräume ausdehnen. Wir wollen das Ackerland schützen, bewahren und nachhaltig nutzen, indem wir gute Nahrungsmittel für Menschen anbauen. Denn: Bauern können aus Ackerboden Nahrungsmittel machen. Wir sind darauf angewiesen. Die Bodenfruchtbarkeit soll erhalten bleiben. Damit das Ackerland bestmöglich genutzt wird, möchten wir es grösstenteils für die menschliche Ernährung nutzen. Mit den dabei entstehenden Nebenprodukten füttern wir die Tiere. Wir wollen einen möglichst geschlossenen Kreislauf erreichen, bei dem nichts verloren geht. Die Feldfrüchte (wie Gemüse, Getreide, Bohnen, Erbsen und neue Proteine) sind unser Fundament und die Grundlage unserer Gesundheit.
Der Anbau von Futtermitteln und die kraftfutterbasierte Viehwirtschaft für einen überzogenen Fleischkonsum sind weltweit ein Hauptreiber der Klimakrise und der Biodiversitätskrise. Kühe wollen Gras fressen. Und Grasland, das gibt es auf der Welt und in Liechtenstein sehr viel. Die Kühe haben die Fähigkeit, Gras in wertvolle Milch und wertvolles Fleisch zu wandeln. Selber essen können wir das Gras nicht. Auch sind die Wiesen und Weiden und die Tätigkeit der Bergbäuerinnen und Älpler unersetzlich für die Biodiversität und die Kultur der Alpen. Ohne die Viehwirtschaft mit dem Grünland würde der Landbedarf für unsere Ernährung erheblich steigen. Damit würde weltweit das Vordringen des Landwirtschaftslandes in die letzten Naturräume, die Urwälder und Moore angeheizt. Die Biodiversität der Alpweiden ginge verloren. Daher wollen wir die Wiesen und Weiden erhalten und nutzen, indem wir eine nachhaltige Viehwirtschaft fördern, die das Tierwohl achtet, das Grasland nutzt und auf Kraftfutter so weit wie möglich verzichtet. Hingegen können Ackernebenprodukte und Abfälle menschlicher Nahrung als Tierfutter verwendet werden.
Regionale Wertschöpfungsnetze verbinden Bauern und Konsumentinnen. Sie schaffen Freiräume und Möglichkeiten für nachhaltige Produktionsweisen. Dabei stehen sie vor vielen Herausforderungen in den Bereichen Mengenplanung, Logistik, Effizienz, Kosten und sie brauchen die Bereitschaft der Kunden regionale, nachhaltige Produkte zu kaufen und zu nutzen. Regionale Wertschöpfungsnetze schaffen zudem Möglichkeiten alte Sorten und Traditionen zu erhalten und durch Innovationen neue Entwicklungen anzustossen.
Ein Viertel aller Nahrungsmittel erreicht nie den Teller. Auf dem Feld, bei der Lagerung, der Verarbeitung, in den Restaurants und den Küchen geht so vieles verloren. Das ist unnötig und eine Verschwendung. Wenn wir Food Waste vermeiden, schaffen wir viele Möglichkeiten für eine nachhaltige Landwirtschaft. Wird weniger weggeschmissen, kann auch nachhaltiger produziert werden, denn das eingesparte Ackerland kann anders verwendet werden. Es bleibt mehr Platz für Biodiversität, es braucht weniger Pestizide, weniger Dünger. Daher wollen wir jedem Nahrungsmittel mit Achtsamkeit und Wertschätzung begegnen.
Gutes Essen bedeutet sich selbst zu achten, sich die Zeit nehmen und aus frischen, regionalen und saisonalen Nahrungsmitteln Essen zuzubereiten. Es heisst Essen geniessen, in Gemeinschaft oder auch allein. Es heisst kochen. Gutes Essen ist die Grundlage, um gut zu denken und gut zu lernen. Es schafft Gesundheit. Über die Ernährungsökologie erfahren wir die Wirkung von gutem Essen nach aussen, in der Umwelt, und nach innen, auf die Gesundheit.
Der soziale Zusammenhalt, die Achtung und das Verständnis füreinander sind für ein Lebenswertes Liechtenstein unersetzlich. Dieser Respekt erstreckt sich auch auf die Tiere, mit denen wir Menschen seit tausenden Jahren in Gemeinschaft leben. Auf den Höfen der Bionetz Bäuerinnen dürfen alle Tiere artgerecht leben. Das Tierwohl ist ein Grundwert. Wir denken: tierische Lebensmittel sollen im nachhaltigen Masse konsumiert werden und aus einer Haltung stammen, die das Tierwohl sicherstellt. Im Liechtensteiner Weiderind zeigt sich dies: Die Kühe dürfen auf der Weide leben und Gras fressen. Die Kälber dürfen Zuhause gross werden. Die Viehwirtschaft und das Essen von Tieren gehören zu unserer Kultur. Dazu gehört jedoch auch die Tötung der Tiere. Um diese möglichst respektvoll zu gestalten, erfolgt sie auf dem Hof, ohne Lebendtiertransport.
Agrarökologie ist ein Schlüsselkonzept der nachhaltigen Landwirtschaft, das drei Bedeutungsebenen umfasst:
Agrarökologie ist eine landwirtschaftliche Praxis, die darauf abzielt Landwirtschaft nachhaltig, innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen zu betreiben. Von Belang sind alle drei Strategien der Nachhaltigkeit: Effizienz, Konsistenz (Wertegerechtheit) und Suffizienz (Genügsamkeit) und alle drei Dimensionen (Ökologie, Wirtschaft und Soziales Wohlergehen).
Agrarökologie ist auch eine Wissenschaft. Sie untersucht die ökologischen Systemzusammenhänge in der Landwirtschaft sowie deren Nutzung.
Agrarökologie ist schliesslich auch eine soziale Bewegung, die in der traditionellen Landwirtschaft und der ökologischen Praxis verwurzelt ist und den lokalen Wissensaustausch von Landwirtin zu Landwirtin in den Mittelpunkt stellt, genau wie die Beziehung zwischen Bauern und Konsumenten.
Agrarökologie umfasst das gesamte Ernährungssystem: die Erzeugung und den Konsum von Nahrungsmitteln.
Die FAO definiert die 10 zentralen Elemente der Agrarökologie: Diversity, Co-creation and sharing of knowledge, Synergies, Efficiency, Recycling, resilience, Human and Social values, Culture and Food traditions, Responsible governance, Circular and solidarity economy.
Zu den Leguminosen werden im landwirtschaftlichen Kontext einerseits die Hülsenfrüchte (auch Körnerleguminosen) sowie kleeartige Futterpflanzen gezählt. Allen Leguminosen gemeinsam ist, dass sie Stickstoff aus der Luft binden können und so den Boden mit Stickstoff anreichern, jedoch auch selbst viel Stickstoff enthalten, also proteinreich (eiweissreich) sind.
Körnerleguminosen werden auch als Hülsenfrüchte bezeichnet und sind proteinreiche Pflanzen, die für die menschliche Ernährung genutzt werden können, also vegetarische Eiweisslieferanten. Dazu gehören Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Soja, Lupinen, Linsen etc.
Zu den Kleeartige Futterpflanzen gehören Rotklee, Esparsette, Luzern, Inkarnatklee, Weissklee etc. Sie dienen primär als eiweissreiches Tierfutter sind aber gleichzeitig auch vorteilhaft für den Boden durch ihre Stickstofffixierung und teilweise intensive Durchwurzelung. Zudem sind die Blüten des Klees eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und Insekten.
Nachhaltigkeit ist schwer zu definieren. Grob umschrieben bedeutet Nachhaltigkeit die Nutzung von Ressourcen in einer Weise, dass diese auch in Zukunft noch verfügbar sind. Das heisst beispielsweise, dass nicht mehr von einer Ressource genutzt/verbraucht werden soll, als dass sie wieder nachwachsen bzw. sich regenerieren kann. Ressourcen können dabei die unterschiedlichsten Dinge sein und verschiedenste Bereiche betreffen.
ein Konzept das beschreibt innerhalb welcher Grenzen die Menschheit sich bewegen kann, ohne unseren Planeten und somit auch uns selbst, zu gefährden.
Ein Konsortium aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftern aus unterschiedlichen Disziplinen aus der ganzen Welt haben die Ernährung und ihre Umweltwirkungen aus den verschiedensten Perspektiven untersucht. Dabei stellten sie fest, dass eine gesunde Ernährung, wie sie ernährungswissenschaftlich empfohlen wird, sich sehr gut mit einer nachhaltigen Produktion von Nahrungsmitteln vereinbaren lässt, welche die planetaren Grenzen nicht überschreitet und die Erreichung wichtiger Nachhaltigkeitsziele unterstützt. Die Planetary Health Diet basiert auf einer einfachen Einteilung des Tellers, der Aufzeigt, welchen Anteil verschiedene Gruppen von Nahrungsmitteln darauf einnehmen sollten.
Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen/UNO (Nachhaltigkeitsziele der UNO).
The UN 17 Sustainable Development Goals