Heute befassen wir uns mit einer Getreideart, die in Liechtenstein eine wichtige Rolle spielt oder zumindest gespielt hat. Der erste belegte Maisanbau in Liechtenstein stammt aus dem Jahr 1713 (im St. Galler Rheintal schon einiges früher). Der Mais wurde schnell populär, da er sich im föhnigen Rheintal wohl fühlte und gute Ernten erbrachte. 1871 wuchs er auf 60 % der Liechtensteiner Ackerflächen und wurde, neben Kartoffeln, zur Haupternährungsquelle der Menschen. Dies änderte sich erst im 20. Jahrhundert wieder, ab 1930 wurde vermehrt Futtermais angebaut und im Jahr 2005 wuchs gerade noch auf einem Hektar Speisemais.
Der Mais wird in Liechtenstein auch Türken genannt, dieser Name leitet sich vom italienischen «grano turco» ab, dem türkischen Korn. Wieso es türkisch genannt wurde, darüber bestehen verschiedenen Auffassungen. Türkisch könnte für exotisch stehen, oder darauf zurückzuführen sein, dass der erste Mais durch Handel aus der Türkei eintraf und seine Herkunft dort vermutet wurde.

Ribelmais-Kolben (Foto Julian Konrad)
Herkunft und Verbreitung
Ursprünglich stammt Mais jedoch aus Mittelamerika, genauer Mexiko. Dort reicht seine Geschichte als Kulturpflanze 9000 Jahre zurück. Nach der sogenannten Entdeckung Amerikas wurde er nach Europa gebracht und verbreitete sich schnell. Heutzutage gehört der Mais zusammen mit Reis und Weizen zu den am meisten angebauten Pflanzen, gemeinsam decken sie einen Grossteil der pflanzlichen menschlichen Ernährung ab. Noch immer gibt es Gebiete in Südamerika, dem südlichen Afrika und in Asien, in denen Mais ein Grundnahrungsmittel ist. In den westlichen Ländern wird der Mais jedoch als Futtermittel und z.T. zur Energieproduktion eingesetzt.
Der Mais hat auf verschiedenen Wegen in die Schweiz und nach Liechtenstein gefunden. Nördlich der Alpen wurden Nordamerikanische Sorten verwendet, die schon an nördliche Verhältnisse bezüglich Licht und Wärme angepasst waren. Südlich der Alpen wurden Sorten südamerikanischer Herkunft verwendet. Eine weitere südamerikanische Linie könnte über Venedig und das Tirol einen Weg ins Rheintal gefunden haben. Deshalb ist gut möglich, dass die Rheintaler Landsorten Elemente aus nord- und südamerikanischen Sorten aufweisen.

Ribelmais-Feld (Foto Julian Konrad)
Die Maispflanze
Die Maispflanze ist eine spezielle Getreideart. Als einziges Getreide hat sie getrennte männliche und weibliche Blüten und nicht Zwitterblüten wie alle anderen. Der männliche Blütenstand wächst ganz oben am Stängel und wird Fahne oder Rispe genannt. Er produziert viel Pollen, der durch den Wind verbreitet wird. Wie der Roggen ist der Mais ein Fremdbefruchter. Die weiblichen Blütenstände (Kolben) befinden sich auf der gleichen Pflanze (das wird einhäusig genannt, da die männlichen und weiblichen Blüten «im gleichen Haus wohnen»), sie sind versteckt im mittleren Teil des Stängels und gut von Blättern umhüllt. Sie produzieren sehr viele lange Narben (als Ganzes Griffel genannt), die so lange wachsen, bis sie durch Pollen befruchtet werden. Erst dann stellen sie das Wachstum ein, verdorren und fallen ab. Jede befruchtete Narbe führt zur Entwicklung eines Maiskorns. Jedoch entwickelt sich meist nur eine bis zwei der weiblichen Blüten weiter. Der befruchtete Maiskolben enthält je nach Maissorte eine unterschiedliche Anzahl an Reihen (8, 10, 12, 16 bis 24) und Körner pro Reihe.

Aufbau der Maispflanze
Landsorten
Es besteht eine enorme Vielfalt an Formen und Farben von Maissorten. Die folgende Abbildung zeigt die Farben- und Formenvielfalt von Schweizerischen Landsorten (aus «Kulturpflanzen in der Schweiz – Mais» von Peer Schilperoord (2014), eine sehr lesenswerte und informative Reihe von Publikationen).

Zu Beginn wurde der Mais bei uns in erster Linie als Gartenpflanze zur Selbstversorgung angebaut. Einige schöne Kolben wurden jeweils als Saatgut behalten, um sie im nächsten Jahr wieder anzupflanzen. So entstanden über die Zeit viele lokal angepasste Landsorten. Anfang der 1940er Jahre wurde in der Schweiz eine Bestandesaufnahme der vorhandenen Sorten gemacht und in einer Samenbank eingelagert, ca. 225 Landsorten blieben so erhalten. Gerade rechtzeitig, denn um diese Zeit begannen die Hybridsorten Überhand zu nehmen, und Mais wurde vorwiegend als Futtermittel angebaut.
1998 wurde der Verein Rheintaler Ribelmais gegründet, drei Jahre später der Verein Linthmais, beide fördern erneut den Anbau von alten Landsorten als Speisemais. Die Speisemaisproduktion macht in der Schweiz jedoch immer noch nur ca. 1% der gesamten Maisproduktion aus. In Liechtenstein hingegen ist der Biomaisanbau unter den Landwirten verbreitet.
Es gibt verschiedenen Korntypen, sie unterscheiden sich in der Beschaffenheit des Korninhalts. Der süsse Zuckermais, den wir gerne als Maiskolben geniessen, trägt seinen Namen nicht umsonst, es ist eine neuere Sorte, die Zucker im Korn einlagert statt in Stärke umzuwandeln. Beim Puff- bzw. Popcornmais platzt bei Erhitzung die Kornhülle, weil sich das Nährgewebe explosionsartig ausdehnt. Das Korn vom Hartmais ist wie der Name sagt hart und eignet sich gut zum Mahlen, für Ribelmaismehl oder Polenta.

Popcorn-Mais (Foto Florian Bernardi)
Mais im Anbau
Mais ist ein Starkzehrer, er benötigt sehr viele Nährstoffe. Auch mag er Wärme und wird deshalb relativ spät (Ende April bis Mitte Mai) ausgesät, damit er über den Sommer wachsen und im Herbst abreifen und geerntet werden kann. Sein subtropischer Ursprung zeigt sich auch im grossen Wasserbedarf.
Im Bionetz wurden schon Ribel- und Popcornmais angebaut. Daraus hat Andreas Näscher vom Biohof Näscher tolle Produkte entwickelt: die Ribelmais-Chips (ab ca. Mitte August wieder erhältlich), jedoch auch Ribelmaismehl und Polenta (nach der Ernte im Herbst wieder erhältlich).
Mais in Liechtenstein
Der Ribel, Rebel, Rebl oder auch Tüarggarebl ist wohl in Liechtenstein allen bekannt und noch ein Überbleibsel aus der Zeit, als Mais zur Grundnahrung gehörte. Das Historische Lexikon Liechtensteins berichtet über das «Türkenausziehen», einen Herbstbrauch, wo im erweiterten Familienkreis abends gemeinsam die Kolben ausgezogen, also von den äusseren Blättern befreit wurden um sie anschliessend trocknen und lagern zu können.
Für das Ribelmehl wird der Mais nach dem trocknen in einer Maismühle zu feinem Mehl gemahlen. Wie die anderen Getreide hat Mais viele wertvolle Nährstoffe zu bieten und lässt sich auf vielfältig Weise zubereiten. Viele Rezeptideen dazu findet ihr auf alleswurscht.li. Unter anderen natürlich auch Rebel us Liachtastää.
Rezept
Die Maispizza ist eine gute Restenverwertung wenn noch Polenta übrig bleibt, diese auf einem Blech oder Backpapier ausstreichen und am nächsten Tag in eine Maispizza verwandeln. Sie kann nach Geschmack belegt werden, in diesem Rezept werden Sommergemüse verwendet. Weitere Getreide- (und andere) Rezepte findet ihr hier.
Maispizza mit Sommergemüse
Zutaten
250 g (Ribel-) Maisgries
1 L Gemüsebouillon
Frische Tomaten in Scheiben geschnitten
Zwiebeln in Scheiben geschnitten
Zucchetti und oder Auberginen in Scheiben geschnitten
Peperoni in Streifen Streifen geschnitten
Knoblauch in Scheibchen
Mozzarella oder Feta
Frischer Basilikum und Oregano
Zubereitung
Bouillon aufkochen und Maisgries einrühren, unter Rühren köcheln lassen, bis der Mais gar ist (Achtung, er kann spucken). Die Masse auf einem Backpapier gleichmässig ausstreichen und abkühlen lassen.
Mit Tomaten, Zwiebeln, Gemüse und Knoblauch belegen, salzen und pfeffern. Mozzarella oder Feta darüber verteilen und die frischen Kräuter darüber geben (diese können auch erst nach dem Backen verwendet werden).
Im Ofen bei ca. 200 Grad für ca. 15-20 Minuten backen.
An Guata!
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